Freitag, 29. Juni 2012

Bannockburn Library

statue of Robert the Bruce
Die meisten Tage dieser Woche verbrachte ich in der Bannockburn Library. Und bevor jetzt gleich das Fachliche kommt, hier erst einmal was zum Stadtteil Bannockburn: Er spielt in der schottischen Geschichte eine wichtige Rolle, denn hier, wie soll es auch anders sein, fand eine der wichtigstenen Schlachten für die schottische Unabhängigkeit statt. Unter König Robert the Bruce besiegten die Schottischen die englischen Truppen unter Edward II im Jahre 1314. Auf dem ehemaligen Schlachtfeld befindet sich heute eine Statue von Robert the Bruce. Gleich nebenan liegt das Bannockburn Heritage Centre. Dieses Kulturzentrum informiert und visualisiert die Schlacht von Bannockburn und beherbergt die Ausstellung "Das Königreich der Schotten".

Bannockburn Library
Nun aber etwas zur Bibliothek. Sie ist nicht sonderlich groß, dafür aber sehr gut besucht. Vor allem von Kindern, und da diese gerade ihre Sommerferien genießen, wimmelte die Bibliothek nur so vor lauter kleinen Leseratten. Auch hier ist der Umgang mit den Benutzern sehr vertraulich. Ich arbeitetete ausschließlich am Verbuchungs- und Informationstisch. Dort lief nicht nur der Ausleih- und Verbuchungsbetrieb in vollem Gange, zahlreiche Kinder wollten zur Summer Reading Challenge "Story Lab" angemeldet werden und viele Benutzer, besonders die Älteren, brauchten Hilfe bei ihrer Arbeit am Computer, beim Kopieren und Faxen. Langweilig wurde es zur keiner Stunde. Meine Kollegin zeigte mir dabei eine interessante Website, die viele Bibliothekare dort gern benutzen: fantasticfiction.co.uk bietet Informationen zu Bibliografien und Autoren. Ich finde sie sehr nützlich, allerdings ist sie auf Englisch und das Design ist auch etwas gewöhnungsbedürftig. Dieser Onlinedienst wird hier oft an der Theke benutzt, um Benutzern auf Anfrage Auskunft über Autoren zu geben, die ihren favorisierten Schriftstellern ähneln (steht bei Suche im Kästchen unten bei "Visitors to this page also looked at these authors"). Erwähnenswert ist auch eine Mini-Ausstellung mit alten Klassen- und sonstigen Gruppenfotos, die die Bibliothek hat. Alle Besucher können sich diese ansehen und in einen Hefter die Namen der Personen schreiben, welche sie erkennen. Das ist wieder eine große Hilfe für Familienforscher.

Kinderbibliothek der Bannockburn Library

Da die Bibliothek am Mittwoch geschlossen hat, arbeitete ich vormittags in Headquarters, um dort Medien vom Ausleih- oder Referenzbestand in Magazinbestand umzuarbeiten. Am Nachmittag indexierte ich alte Karten. Das war unglaublich interessant, da ich erstens noch nie in meiner Arbeit mit Karten in Berührung kam und zweitens ich so mit Stirlingshire vertrauter wurde und so manche interessante Dörfer und Städte entdeckte. Andererseits war das auch nicht ganz einfach, weil die Beschriftungen teilweise gälisch waren.

Montag, 25. Juni 2012

Wallace Monument & Kings Park

beim Armed Forces Day
Das letzte Wochenende blieb ich in Stirling um mich hier ein bisschen mehr umzusehen. Ein Kollege lud mich für Samstag zum Armed Forces Day im Kings Park ein. Gegen Mittag marschierte eine Parade von der Kings Street (Stadtzentrum) zum Park. In der Military Show dort präsentierten Truppen ein Scheingefecht, und selbst ein Fallschirmsprung wurde vorgeführt. Zudem war ein Team mit Spürhunden vor Ort und präsentierte seine Arbeit mit den Tieren. Nebenbei gab es für die Kleinen einen Rummel. Natürlich durfte eine musikalische Untermalung nicht fehlen. Diese wurde von verschiedenen Gruppen geliefert. Eine der berühmtesten war der Military WAGS Choir, der erst vor Kurzem vor dem Buckingham Palace in London zum Diamond Jubilee Concert der Queen gespielt hat.

Sonntag entschied ich mich, zum Wallace Monument zu laufen. Der auf dem Berg Abbey Craig gelegene Turm wurde 1869 im neugotischen Stil zum Gedenken an William Wallace errichtet. Dieser war ein schottischer Freiheitskämpfer. Bei der Schlacht von Stirling Bridge 1297 besiegte Wallace mit seinen Männern die englischen Truppen, die unter Eduard I. von England kämpften, und verjagte sie aus Schottland. Das Monument bietet nicht nur eine schöne Aussicht auf Stirling und Umgebung, sondern beherbergt überdies noch ein Museum. Darin kann man sich selbstverständlich über William Wallace informieren. Sogar sein Schwert wird dort ausgestellt, und auch Mel Gibsons Filmkostüm aus "Braveheart". Außerdem beherbergt das Museum in der "Hall of Heroes" eine Ausstellung anderer schottischer Persönlichkeiten.

Wallace Monument
Stirling Old Bridge

Freitag, 22. Juni 2012

on the van through Stirlingshire

St Ninians Library
Am Montag besuchte ich zum ersten Mal die St Ninians Library um den Kollegen dort zur Hand zu gehen. St Ninians ist ein Stadtteil von Stirling. Der Tag war sehr "busy", wie meine Kollegen sagen würden. Morgens checkten wir die PC's um sicher zu gehen, dass die Software (zu Familienforschungszwecken) funktioniert. In den Bibliotheken finden nämlich oft Workshops zur Genealogie statt. Dieses Thema ist in Schottland sehr populär. Dann war wieder Bookbug Zeit und die kleinen Kinder waren zu bändigen. Nebenbei hielt uns die Arbeit an der Servicetheke auf Trab und Zeitschriften wurden umsigniert. Heute war ich wieder dort, worüber ich mich sehr gefreut habe. Es ist eine kleine Bibliothek, so hat man die Möglichkeit, näher in Kontakt mit den Besuchern treten.

St Ninians Library - Kinderbibliothek
Dienstag und Donnerstag waren außergewöhnliche Tage. Mit Steven ging es auf zum "Van Run". Dabei werden schlicht und einfach die Bücher zwischen den Teilbibliotheken hin und her transportiert. Es handelt sich um Bücher, die die Benutzer zu einer anderen Bibliothek bestellt haben, oder die in der nicht besitzenden Bibliothek abgegeben wurden. Manche haben auch einfach neue Buchlieferungen erhalten. Der Buchhandel schickt diese nämlich zuerst ins Headquarters, wo sie kontrolliert, katalogisiert und dann erst verteilt werden. Auf ging es also in einem Kleinbus quer durch Stirlingshire. Für mich war das eine super Gelegenheit, die Gegend und die abgelegeneren Bibliotheken kennenzulernen, die teilweise nur Einmannbetriebe waren. Dabei haben wir ordentliche Strecken zurückgelegt. Wir fuhren nach Killin (wunderschön!), Balfron, Strathblane, Callander, Dunblane und so weiter. Unterwegs hat mir Steven vieles über die Schottische Geschichte und die Umgebung erzählt.

Am Mittwoch war ich wieder in der Central Library. Diesmal arbeitete ich in der Reference Library. Ich erwähnte ja bereits, dass die Familienforschung ind Schottland ein sehr beliebtes Hobby ist. Die Reference Library bietet so ziemlich alles, was man dazu braucht und kommt einem Archiv recht nahe: Alte Zeitungen, Bürgerregister, Fotos und natürlich Kirchenbücher auf Mikrofilm. Gerade jetzt im Sommer kommen viele (auch Ausländer - vor allem Amerikaner), die nach Verwandten suchen und dabei Hilfestellung brauchen. Da ich mich persönlich auch mit Genealogie beschäftige, war es ein äußerst spannender Tag.
Bilderbuchzug (St Ninians Library)

Montag, 18. Juni 2012

Dundee

Tay Rail Bridge
Da sonntags zwischen Stirling und St Andrews kein direkter Busverkehr stattfindet, fuhr ich über Dundee und nutzte die Gelegenheit, mich für drei Stunden dort umzusehen. Die Stadt liegt am Firth of Tay. Manch einer kennt aus dem Gedicht "Die Brück' am Tay" von Theodor Fontane die Firth-of-Tay-Brücke, die 1879 bei einem starken Sturm zusammenbrach und einen Zug mit 75 Menschenleben mit sich riss. An ihrer Stelle findet man nun die Tay Rail Bridge. Sie stellt die direkte Verbindung zwischen Dundee und Edinburgh her.


"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"
"Um die siebente Stund', am Brückendamm."
"Am Mittelpfeiler."
"Ich lösch die Flamm'."
"Ich mit."
"Ich komme vom Norden her."
"Und ich vom Süden."
"Und ich vom Meer."

"Hei, das gibt ein Ringelreihn,

und die Brücke muß in den Grund hinein."
"Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund'?"
"Ei, der muß mit."
"Muß mit."
"Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -

alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut', ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin "ich komme" spricht,
"ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug."

Und der Brückner jetzt: "Ich seh einen Schein

am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, -
und in elf Minuten ist er herein."

Und es war der Zug. Am Süderturm

keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: "Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie's auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück';

ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein."

Auf der Norderseite, das Brückenhaus -

alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut' ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten... Und wieder ist Nacht.

"Wann treffen wir drei wieder zusamm'?"

"Um Mitternacht, am Bergeskamm."
"Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm."
"Ich komme."
"Ich mit."
"Ich nenn euch die Zahl."
"Und ich die Namen."
"Und ich die Qual."
"Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei."
"Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand" 



statue of Desperate Dan
Die Stadt musste in ihrer Vergangenheit mehrere Zerstörungen und Plünderungen erfahren, sodass sie weniger von historischen Bauten und mehr von Gebäuden der 60er, 70er Jahre geprägt ist. Deswegen ist die Stadt kulturell nicht gerade sehr bereichert, bietet in ihrer schicken Innenstadt jedoch hervorragende Einkaufsmöglichkeiten.
Man sagt, Dundee lebe von den drei "J" lebt: Jute, Jam (Konfitüre) und Journalismus.
Jute ist eine Bastfaser aus der zum Beispiel Verpackungsmaterialien (Säcke), grobe Garne und Teppiche hergestellt werden.
Die Hausfrau Janet Keiller aus Dundee soll die Orangenmarmelade gefunden haben. Das Produkt verkaufte sich so gut, dass die Familie 1797 die erste Marmeladenmanufaktur der Welt gründete.Letzteres wird in der Stadt heute noch vom Verlagshaus DC Thomson & Co. beherrscht. Es publiziert nicht nur bedeutende Zeitungen, sondern vor allem auch Comics und Kinderliteratur. Ein echter Comicklassiker ist "The Dandy", der seit 1937 gedruckt wird. Dem Helden, Desperate Dan,
wurde sogar eine Statue auf dem City Square gewidmet.

St Mary's Church

Sonntag, 17. Juni 2012

by the shores of St Andrews

Dieses Wochenende beschloss ich, meine Freizeit an der Ostküste in St Andrews zu verbringen. Also wurde kurzfristig ein Zimmer gebucht, Sachen gepackt und auf ging es mit dem Bus in die Grafschaft Fife. Nach Glasgow und der Hauptstadt Edinburgh ist St Andrews die drittgrößte Stadt Schottlands und wegen ihrer malerischen Lage an der Nordsee mit wunderschönen Sandstränden ein beliebtes Ausflugsziel. Die 1413 gegründete University of St Andrews ist die älteste Universität des Landes und gehört neben Oxford und Cambridge zu den Eliteunis des Vereinigten Königreichs. Außerdem wird die Stadt als "Home of Golf" bezeichnet. Hier wurde einer der ersten Golfclubs gegründet und der Old Course gilt als bekanntester Golfplatz der Welt.
West Port
Am Samtsag angekommen flanierte ich auf dem Weg zur berühmten Kathedrale (oder was von ihr noch übrig ist) zuerst durch die Innenstadt. Auf dem Weg dorthin lief ich durch das West Port, das Tor, welches einmal der Haupteingang zur Altstadt war. St Andrews wurde nach dem Apostel Andreas benannt und war früher Schottlands Hauptsitz der Kirche. Der Ort versprüht mit seinen typisch, englischen Steinbauten, Closes (Gassen) und Ruinen einen mittelalterlichen Charme, der mir sehr gefallen hat. An diesem Tag durfte ich zum ersten Mal echt schottisches Wetter erleben. Es war richtig stürmisch und der Regen kam von allen Seiten. Das tat der Schönheit der Stadt aber keinen Abbruch und passte recht gut in das Bild der rauen Nordseeküste.
St Andrews Cathedral (heute eine Ruine) war einst Sitz der Bischöfe bzw. Erzbischöfe der Stadt. Ihr Bau begann bereits 1158 und dauerte über ein Jahrhundert. Der auf dem Gelände stehende St Rule's Tower gehörte damals zur Kathedrale und ist heute das älteste noch erhaltende Gebäude der Stadt. Wer hinaufsteigt, wird mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Stadt belohnt. Nicht weit davon entfernt liegt St Andrews Castle, das als schützende Hauptresidenz der örtlichen Bischöfe und Erzbischöfe diente. Die Burg stammt ca. aus dem Jahre 1200. Heute ist leider auch nur noch eine Ruine von ihr übrig.
St Andrews Cathedral mit dem St Rule's Towr rechts im Hintergrund
St Andrews Castle
Der nächste Morgen sah schon etwas freundlicher aus und so entschied ich mich, den Vormittag an einen der Strände (East Sands) zu verweilen. Mein Spaziergang verlief dann vorbei am Hafen der Stadt zum Old Course und zu den West Sands, bevor ich den Bus nach Dundee nahm. Mehr zu dem Besuch in Dundee gibt's morgen.


East Sands
Swilken Bridge auf dem Old Course











Fazit: Wer Schottland besucht, sollte St Andrews nicht verpassen! Als Unterkunft kann ich das Bed&Breakfast in 55 Hepburn Gardens empfehlen. Günstig reisen kann man mit den Stagecoach Buses. Bus 23 von Stirling für 5 £ (Studentenrabatt erfragen) - 2h Fahrtzeit.

Freitag, 15. Juni 2012

@ Central Library


Central Library
Diese Woche war ich in der Central Library eingeteilt. Sie liegt mitten im Zentrum von Stirling und ist nur 10 Minuten Fußweg von meiner Wohnung entfernt. Im unteren Bereich des Gebäudes befindet sich der ausleihbare Bestand (Kinder- und Erwachsenenbibliothek) und im oberen Stockwerk die Referenzbibliothek, wo die Nutzer zudem Arbeitsplätze vorfinden. Ich arbeitete meist an der Servicetheke unten. Hier kam ich dann endlich mit Bibliotheksbenutzern in Kontakt. Meine Aufgaben bestanden darin, Medien zu verbuchen, Reservierungen zu bearbeiten und einfache Auskünfte zu geben. Manchmal kam auch ein Nutzer, der sich neu anmelden wollte. Außerdem wurden nebenbei Medien getagt, denn auch die Central Library soll bald RFID bekommen. In ruhigen Minuten konnten wir Zeitungen einarbeiten und auch mal einige Bücher makulieren. Morgens vor der Öffnungszeit stand meist shelf-cheking (mir fällt gerade das deutsche Wort nicht ein) auf dem Plan, also die Überprüfung der korrekten, alphabetischen Reihenfolge der Medien. Kurz bevor die Bibliothek schließt, wurden die Medien, die an diesem Tag abgegeben wurden, eingestellt.

Wie ihr seht, das übliche eben. Der Mittwoch verlief jedoch etwas anders. Erstmal fand an diesem Tag die Olympic Torch Relay in Stirling statt (siehe Video unten). Die Briten sind eben schon ganz im Olympia Fieber... deswegen hat sich auch der Beginn unserer Arbeitszeit etwas nach hinten verschoben. Vormittags waren Eltern mit ihren Kleinkindern da, die unseren Geschichten gelauscht oder auch Kinderlieder mit uns gesungen haben. Nachmittags kamen einige ältere Kinder zum "Bookclub". In diesem Bücherclub diskutieren sie über das Buch, welches sie in der letzten Woche gelesen haben. Das können unterschiedliche Titel sein, Hauptsache zu einem bestimmten Thema, was an diesem Nachmittag festgelegt wird. Danach haben wir noch eine Kleinigkeit gebastelt - natürlich eine Olympic Torch (die Olympische Fackel). Alles in allem war es eine tolle Woche und die Kollegen dort sind mir schon richtig ans Herz gewachsen.

Kinderbibliothek
Reference Library

 


Montag, 11. Juni 2012

Stirling Castle & Church of the Holy Rude

Torhaus des Stirling Castles
Das letzte Wochenende nutzte ich, um Stirling Castle zu besuchen. Das Schloss liegt über der Altstadt auf einem steilen Hügel vulkanischen Ursprungs. Im 12. bis 17. Jahrhundert war es eine der wichtigsten Residenzen der schottischen Könige. Eine wohl jedem bekannte Persönlichkeit, Mary Stuart - Queen of Scots, wurde hier in der Chapel Royal mit gerade einmal acht Monaten zur Königin gekrönt. Man hat die Möglichkeit, die königlichen Gemächer im Palast zu besichtigen und kann das Regimental Museum, sowie verschiedene Ausstellungen rund um die Geschichte und das Leben auf dem Castle besuchen. Von da oben hatte ich eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Außerdem lud der Queen Anne Garden (Schlossgarten) bei dem schönen Wetter zum Verweilen ein.
Queen Anne Garden

Nach kaum fünf Minuten Fußweg, erreichte ich dann die Church of the Holy Rude. Sie ist, außer der Westminster Abbey in London, die einzige noch aktive Kirche, in der eine Königskrönung stattfand. Maria Stuarts Sohn Jakob VI. wurde hier 1567 zum König von Schottland gekrönt. Er übernahm später als Jakob I. den englischen Thron. An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Buchtipp abgeben. Sicherlich keine leichte Literatur, aber sehr lesenswert:
Friedrich Schiller thematisiert in seinem Drama "Maria Stuart" den Konflikt zwischen Mary Stuart und Elisabeth I - Königin von England, die ihre schottische Widersacherin 1587 enthaupten ließ. Das Werk ist im Reclam Verlag, sowie auch im Hamburger Lesehefte Verlag, erschienen und ist sicherlich auch in jeder Bibliothek zu finden. Viel Spaß beim Lesen!
Church of the Holy Rude

Freitag, 8. Juni 2012

my fist week

Nach dem freien Dienstag ging es wieder frisch und munter ins Headquarters. Ich war an diesem Tag im Young People Departement (Jugendabteilung) und half den Kolleginnen dort, ein Lesemarathon anlässlich der Olympischen Spiele in London zu organisieren. Mal ganz vereinfacht dargestellt: Die Kinder bekommen die Aufgabe in ihren Schulferien 6 Bücher zu lesen. Wer zwei schafft, erhält Bronze. Silber gibt es für vier, und wer alle liest erhält natürlich Gold. Materialien mussten dafür aus unzähligen Kartons ausgepackt und den einzelnen Teilbibliotheken zugeteilt werden.
Dann packte ich noch einige Bücherkisten für Kindergärten. Passende Bücher mussten anhand eines Kundenformulars ausgewählt werden, welches mir Anzahl, Alter und vorrangige Interessen der zu betreuenden Kinder mitteilte.

http://www.berlin.de/imperia/md/images/bacharlottenburg-wilmersdorf/org/wirtschaft/bibliotheken/selbstverbuchung_dbb_bearb.jpg
Beispiel: Selbstverbuchungsgeräte in meinem Ausbildungsbetrieb
Am Donnerstag half ich im Stock Departement. Diese Abteilung ist für alles zuständig, was den Bestand betrifft. Dort habe ich im Verbundkatalog bereits vorhandene Titelaufnahmen der Neuzugänge gesucht, diese wenn nötig korrigiert und sie mit dem Medium verknüpft. Außerdem mussten einige Bücher getagt werden, da manche Teilbibliotheken mit RFID arbeiten. Wer nicht vom Fach ist: RFID ist ein Selbstverbuchungssystem. Die Bibliotheksbenutzer müssen also nicht unbedingt zu einem Mitarbeiter gehen, um ihre Bücher verbuchen zu lassen, sondern können ein Selbstverbuchungsgerät benutzen und damit selbstständig ihre Medien auszuleihen oder zurückzugeben.Wer mehr darüber wissen möchte, kann hier etwas darüber lesen. Die Bibliothek arbeitet übrigens mit dem library management system Evergreen.

Heute durfte ich ganztägig an einer Konferenz teilnehmen. Es ging um Neuerwerbungen für alle Bibliotheken. Also saßen wir zu sechst in einer Runde und haben uns über Beamer online durch einen library service geklickt, diskutiert, welches Buch wir warum und für welche Bibliothek kaufen sollten. Zur Entscheidung spielten verschiedene Punkte eine wichtige Rolle. Wie zum Beispiel die Aktualität des Buches, der Erfolg des Autors und die Beliebtheit der Genres. Nicht zuletzt wurde auch des Öfteren heiß über das schöne Cover debattiert... Und so füllte sich unser virtueller Einkaufskorb immer und immer mehr, bis wir nach ganzen sechs Stunden gefühlte eine Million Bücher auseinandergenommen haben. Ich fand es besonders interessant zu sehen, welche Bücher überhaupt in Großbritannien publiziert und gern gelesen werden. Noch nie habe ich so viele Cowboy Bücher gesehen...

Dienstag, 5. Juni 2012

@ Library Headquarters

Nachdem ich Sonntag in der neuen WG angekommen bin, hatte ich nur noch wenige Stunden, um mit mit meiner Freundin die Stadt zu erkunden. Wir sind zum Stirling Castle gelaufen und haben uns in der Innenstadt umgesehen. Am späten Nachmittag ist Franzi wieder zurück nach Edinburgh gefahren, um am nächsten Morgen den Flieger zurück nach Deutschland zu nehmen.

Gestern begann mein erster Arbeitstag um 9 Uhr. In der Library Headquarters angekommen, wurde ich ganz herzlich von meiner Praxisanleiterin Liz begrüßt. Sie führte mich erst einmal durch die Bibliothek, zeigte mir den Bestand und stellte mich den Mitarbeitern vor. Was sofort auffiel: Der schottische Akzent hier ist doch ein wenig stärker als in Edinburgh.


Stirling Castle
Dann ging es auch schon los. Ich buchte mit einer Mitarbeiterin Medien zurück, die von "Freiwilligen" abgegeben worden sind. Diese "Freiwilligen" kümmern sich um ältere und behinderte Menschen, die ihr zu Hause nur schwerlich verlassen können und übernehmen für sie den Gang zur Bibliothek. Da sie mehrere Leute gleichzeitig betreuen, nehmen sie kistenweise (Hör-) Bücher mit und bringen sie so natürlich auch wieder zurück. Das bedeutete also einiges an Arbeit, da die Medien auch auf Vollständigkeit kontrolliert und zurück in die Regale geordnet werden müssen. Übrigens ist die Library Headquarters nicht für Publikum geöffnet. Hier findet hauptsächlich die Verwaltung statt.
Nach der 15-minütigen "tea break" stattete eine Kollegin mit mir zwei älteren Damen Hausbesuche ab, um neue Bücher abzuliefern. Wir nahmen uns Zeit und ließen uns noch auf ein kurzes Gespräch ein, bevor wir wieder zur Bibliothek fuhren. Das war übrigens sehr aufregend, da ich auf der linken Seite saß, aber kein Lenkrad vor mir hatte... Darauf folgte dann die "richtige" Pause - "lunch time" für ganze 60 Minuten. Und wer jetzt denkt ich genieße Praktikantenvorteil liegt ganz falsch. Ich habe genauso viel Pause wie die anderen!
Die Kollegin zeigte mir dann alle technischen Geräte, die die Bibliothek sitzt. Dabei handelte es sich vor allem um Gerätschaften, die Seh- oder Hörbehinderten die Nutzung der Medien erleichtern oder überhaupt ermöglichen sollen. Das war sehr interessant. In Berliner Bibliotheken wird darauf leider nicht so viel Wert gelegt. Die Geräte sind unglaublich teuer einzukaufen. Nutzer können diese aber entgeltfrei entleihen. Überhaupt ist hier die Bibliotheksnutzung für alle kostenfrei. In meinem Betrieb betrifft dies nur Kinder, Schüler, Sozialhilfeempfänger und Institutionen wie Schulen und Kindergärten.Später durfte ich dann einige Medien makulieren (= Aussondern). Sie werden aus dem Bibliothekskatalog gelöscht, zerfetzt und weggeschmissen. In Berliner Bibliotheken müsste an dieser Stelle der Barcode unkenntlich gemacht und ein Entwidmungsstempel aufgedrückt werden. Die Schotten machen es sich hier deutlich einfacher.
Nach einer erneuten "tea break" (ich weiß, es ist unglaublich) hatte ich die Möglichkeit einen neuen Nutzer anzumelden - mich. Abschließend besprach Liz mit mir den Arbeitseinsatz für die nächsten Tage, bevor wir um 17 Uhr die Bibliothek schlossen.

Heute hatte ich frei. Ganz Großbritannien feierte  das "Queens Jubilee". Die Queen ist nun schon 60 Jahre im Amt. Das schöne Wetter war perfekt um ein paar Stunden in der Innenstadt zu verweilen und den Musikern zu lauschen.


Samstag, 2. Juni 2012

Lochs and Castles


Doune Castle
Gestern nahmen wir an einer englischsprachigen Tagestour durch die West Highlands teil, wobei wir viele Schlösser und Burgen dieser Umgebung kennengelernt haben. Zuerst hatten wir einen kurzen Spaziergang um das Doune Castle aus dem 14. Jahrhundert, welches die Filmkulisse für den Klassiker "Der Ritter der Kokosnuss" abgab.
Anschließend führte uns der Weg zum abgelegenen Kilchurn Castle am Loch Awe, dem länsten schottischen See. Die Ruine war von "innen" frei zu besichtigen und gewährte eine schöne Aussicht auf die Umgebung.


Kilchurn Castle
Blick auf Loch Awe

Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir Invararay. Das Dorf bot bei dem herrlichen Wetter zu einem gemütlichen Stadtbummel und einen Besuch der Gärten des Invararay Castles ein. Wir hielten uns dort etwas länger auf und probierten zum ersten Mal ein typisch englisches Gericht: Fish and Chips. Letztendlich war ich mir mit Franzi einig, das es auch das letzte Mal gewesen war... Diese Speise trieft nur so vor Fett.


Invararay Castle
Nach der Mittagspause fuhren wir langsam wieder Richtung Süden. Doch, bevor wir in Edinburgh ankamen verweilten wir noch auf einer Kaffeepause am Loch Lomond - dem größten Binnensee Großbritanniens. Der See, nach Sir Walter Scott "The Queen of the Scottish Lakes", ist wegen seines Fischreichtums ein beliebetes Angelrevier. Außerdem kann man sich hier Räder und Kanus ausleihen oder sich organisierten Trips anschließen. "Loch Lomond and the Trossachs National Park" wurde 2002 als erster Nationalpark in Schottland eröffnet.



Loch Lomond
Forth Bridge - verbindet Edinburgh mit der Halbinsel Fife
Der heutige Tag war unser Letzter in Edinburgh. Morgen werde ich dann nach Stirling ziehen. Wir hatten uns mit Jochen getroffen. Er ist ein FaMI-Praktikant in der Nationalbibliothek Schottland und besucht die gleiche Schule wie ich. Zu dritt erkundeten wir den Calton Hill, eine grüne Oase mitten in der Stadt, auf dem man einen wunderbaren Panoramablick auf Edinburgh hat.
In The Real Mary King's Close erfuhren wir mehr über das Leben in Edinburgh zwischen dem 16. bis 19. Jahrhundert. "Maid Agnes" führte uns durch ein Labyrinth verborgener Straßen unter der Royal Mile, um uns die dramatischen Ereignisse dieser Zeit näher zu bringen. Gespenstergeschichten durften hierbei natürlich nicht fehlen. Ich habe diese Führung bereits das zweite Mal mitgemacht und kann es nur weiter empfehlen. Ergänzend dazu folgte ein Besuch im "The People's Story" Museum, welches vom Dasein der einfachen Leute in Edinburgh erzählt.

Jochen vor der National Library of Scotland