Samstag, 15. September 2012

my scottish days



Nun ist es schon über sechs Wochen her, als ich mich von meinem Praktikumsbetrieb, den Stirling Council Libraries, und meinem Gastland Schottland verabschieden musste. Die Zeit verging wie im Flug und trotz des ständigen Regens war es doch ein durchaus gelungener Sommer. Abschließend möchte ich noch einmal genauer berichten, wie es mir in dieser Zeit erging und vor allem auch, was ich lernen konnte und wie überhaupt die ganzen Vorbereitungen abgelaufen sind. Ich hoffe, andere interessierte, junge Menschen nehmen sich einige Anregungen mit und eventuelle Unsicherheiten und Ängste können beseitigt werden. 

Wie bereits erwähnt, erfuhr ich schon vor Ausbildungsbeginn, dass ein Auslandsaufenthalt in Form eines fachbezogenen Auslandspraktikums mit Stipendium möglich ist. Die Website des Oberstufenzentrums Louise-Schroeder-Schule informiert umfassend darüber und leitet auch zu Blogs von Auszubildenden weiter, die ihre täglichen Erlebnisse während des Auslandspraktikums aufgezeichnet haben. Damit konnte ich ein Gefühl dafür bekommen und auch einige Tipps für mich behalten. Genauere Informationen erhielt ich dann am OSZ, bei Infoveranstaltungen und Gesprächen mit den zuständigen Lehrern. Da ich noch nie im Ausland gearbeitet habe, hatte das Angebot für mich einen großen Reiz und der Mindestzeitraum von acht Wochen war für mich perfekt, denn ehrlich gesagt bin ich kein Mensch der sich gerne gleich ein ganzes Jahr lang ins Ungewisse stürzt. Für „Anfänger“ und für „heimatverbundene Herzen“ ist das also problemlos machbar.  Und schließlich wird man auch nicht irgendwo hingeschickt. Man hat die Möglichkeit, das Land (europaweit) und auch den Praktikumsbetrieb frei zu wählen. Dass ich nach Schottland gehen würde, stand für mich schon von Anfang an fest, erst einmal, weil ich in ein englischsprachiges Land gehen wollte und zweitens, weil ich dieses Land schon durch einen früheren Aufenthalt kennengelernt hatte und es mir sehr gut gefiel. Damit ich aber nicht jede einzelne schottische Bibliothek anschreiben muss, schaute ich in den Praktikumsberichten vorheriger Praktikanten nach, die auf der Website des OSZ bereitgestellt sind. So konnte ich mir auch ein Bild von den potenziellen Praktikumsbetrieben und meinen möglichen Aufgaben machen. Dabei entschied ich mich für einen Favoriten – die Stirling Council Libraries – und erhielt kurz nach der Bewerbung via E-Mail eine Zusage.    

Nun ging es an die Vorbereitung. Zwar haben wir FaMi-Auszubildenden fachbezogenen Englischunterricht, trotzdem entschloss ich mich dazu, vorher noch für ein halbes Jahr einen „English Conversation“ Kurs an der Volkshochschule Potsdam zu absolvieren, um mich im Sprechen etwas sicherer zu fühlen. Zusätzlich integrierte ich das Englischsprachige auch in meine Freizeit, wie z.B. bei Büchern oder Filmen. Als sehr wichtig empfand ich auch das Lesen von Reiseführern und Reiseberichten im Internet, von denen man sich wertvolle Ratschläge holen kann. Zu empfehlen wären die „Gebrauchsanweisung für Schottland“ von Heinz Ohff und der Stefan Loose Reiseführer „Schottland“ von Matthias Eickhoff, der eine erstklassige Unterstützung für das selbstständige Reisen darstellte. Auch von schulischer Seite aus erhielten wir tatkräftige Unterstützung zur interkulturellen Vorbeireitung. So hielten wir eine Referatsstunde, in der jeder über ein frei wählbares Thema im Bezug zu seinem Gastland reden durfte. Bei einem Treffen mit einem brasilianischen Schauspieler konnten wir uns mit unseren Zielen, Wünschen und Ängsten auseinandersetzen und uns gegenseitig darüber austauschen.

Gerade für die weiblichen Wesen unter uns sollte das Thema Koffer packen und die große Frage „Was nehme ich eigentlich mit, was werde ich brauchen?“ einen leichten Anflug von Panik auslösen und die ersten Nerven rauben. Die beruhigende Antwort: In jedem europäischen Land kann man sich mit Kleidung, Nahrung, Medikamenten (in Großbritannien sogar günstiger), usw. eindecken, wenn man an das nötige Kleingeld in der Tasche hat. Wer aber trotzdem eine kleine Hilfestellung möchte, kann sich hier eine Liste ausdrucken und die Sachen, die bereits im Koffer liegen, einfach abhaken – sehr praktisch: http://www.urlaubs-checkliste.de/                                                           
Außerdem sollte man ein kleines Gastgeschenk für die Praxisanleiterin und die neuen Kollegen nicht vergessen (deutsche Schokolade kommt immer gut an).

Zur Wohnungssuche sollte man zu allererst den zukünftigen Betrieb zwecks einer Unterkunft befragen. Ansonsten gibt es noch einige Internetseiten, auf denen man sich kostenlos anmelden und eine Wohnung oder Wohngemeinschaft suchen kann (www.gumtree.com oder www.easyroommate.com). Auch lohnt sich ein Fragen nach Wohnheimplätzen bei der nächsten Universität. Ich persönlich bevorzugte eine große WG im Herzen von Stirlings Altstadt.
Ist das alles geschafft, sitzt man plötzlich im Flieger und ist schon auf dem Weg in das Abenteuer.  

An meinem ersten Arbeitstag erstellte ich mit meiner Praxisanleiterin vor Ort einen Einsatz- und Arbeitsplan, um auf meine individuellen Wünsche und Interessen einzugehen und mir einen Einblick in die verschiedenen Abteilungen einer Bibliothek zu ermöglichen. Hauptsächlich arbeitete ich in der Benutzungsabteilung in den Fahr- und Stadtbibliotheken, um dort Bibliotheksbesucher zu betreuen und zu beraten, Medien zu verbuchen (Ausleihe und Rückgabe) und den Bestand zu verwalten (Einstellen, Feinsortieren, Aussteller erneuern, Medien makulieren). Dabei lernte ich das Bibliothekssystem Evergreen und einen Online-Informationsdienst für Bibliotheksmitarbeiter (fantasticfiction.com) kennen. Vergleiche zur gewohnten Arbeit in der Lese- und Leserförderung konnte ich bei der Vorbereitung und Durchführung von Kinderlesestunden und Buchclubs für Erwachsene ziehen und mir neue Anregungen für die Gestaltung dieser holen. Des Weiteren war ich auch in der Erwerbungsabteilung aktiv. Zu meinen Aufgaben hier gehörten das Auspacken und das Kontrollieren von Lieferungen, sowie auch das Katalogisieren von Büchern. Außerdem durfte ich auch bei einer ganztägigen Sitzung zur Neuerwerbungsauswahl teilnehmen. Die Arbeit in der Erwerbungsabteilung stellte für mich eine ganz neue Arbeit dar, da ich in meinem Ausbildungsbetrieb noch nicht die Möglichkeit hatte in diesem Bereich zu arbeiten.  Auch mit der Indexierung von alten Landkarten und die Benutzung von Mikrofilm wurde ich zum ersten Mal vertraut gemacht.            
Durch auswärtige Besuche, wie z.B. in den Stirling Council Archives, den Büros der Organisation  Breast Cancer Care Scotland und der Bibliothek von Scottish TV konnte ich weitere, mögliche Arbeitsplätze sehen und die unterschiedlichsten Aufgabengebiete eines FaMIs kennenlernen.                                                                                          
Wegen des ständigen Kontakts zu Mitarbeitern und Kunden, habe ich nicht nur meine Sprachfertigkeiten in Englisch verbessern, sondern auch die kulturellen Eigenschaften des Gastlandes kennenlernen können. Ich habe das Gefühl, dass das Arbeiten und Zusammenleben mit Menschen einer anderen Nationalität meine Sozialkompetenz, zum Beispiel das Verständnis für Menschen anderer Nationen enorm steigerte.

In meiner Freizeit unternahm ich regelmäßig Ausflüge, über die ich hier bereits genauer berichtet habe. Mein Hauptaugenmerk lag dabei auf dem historischen Schottland. Daher besuchte ich  zahlreiche historische Stätten wie Burgen, Schlösser, Kirchen, Klöster und Museen in Edinburgh, Glasgow, St. Andrews, Perth/Scone, Invararay, Doune und natürlich in und um Stirling. Oft wird bei Besuchen von Museen, Schlösser u.ä. ein Studentenrabatt geboten. Für eine kleine Gebühr kann man sich auf www.isic.de einen internationalen Studentenausweis ausstellen lassen. Landschaftliche Entdeckungen kann man auf der Isle auf Skye, sowie bei einem geführten Ausflug mit Wanderung in den Highlands und rund um Loch Ness und Loch Lomond im Trossachs National Park machen. Wer noch ein wenig Geld übrig hat und die Ausflüge nicht selber organisieren möchte, kann eine geführte Reise durch Schottlands Wildnis über Rabbis (http://www.rabbies.com) buchen.

Samstag, 28. Juli 2012

final days

Da war ich doch tatsächlich so mit Koffer packen und sauber machen beschäftigt, dass ich glatt vergessen habe über meine letzten zwei Arbeitstage zu berichten. Die fanden in Headquarters statt. Am Donnerstag war ich im Outreach und hauptsächlich damit beschäftigt, Medienpakete zusammen zu stellen. Gestern war ich dann in der Erwerbungsabteilung um die neue Lieferung auszupacken und zu kontrollieren. Danach habe ich auch noch einige Bücher katalogisiert. Zum Schluss saßen wir noch in einer gemütlichen Runde zusammen und ich durfte mich über eine Torte und kleine Geschenke freuen.

Ein ausführlicher Abschlussbericht wird hier demnächst folgen. Ja und an dieser Stelle versorge ich euch normalerweise immer mit ein paar Bildern. Aber meine Kamera ist bereits in den Tiefen meines Koffers verschwunden. ;)

Mittwoch, 25. Juli 2012

always in motion

Und so schnell vergeht die Zeit, nun ist schon meine letzte Woche angebrochen und ich war die Tage wieder viel unterwegs. Montag und heute ging es nochmals mit der Mobile Library auf Tour. Einmal Richtung Loch Lomond rund um den Trossachs National Park und das andere Mal blieben wir in der Stadt und bedienten die äußeren Wohngebiete.

Dienstag war ein besonders schöner Tag. Ich durfte erneut nach Glasgow fahren, um dort andere Betriebe kennenzulernen. Es war sehr spannend und hilfreich zu sehen, in welche anderen Einrichtungen Bibliothekare oder Informationsspezialisten eine Arbeit finden. Am Vormittag besuchte ich das Breast Cancer Care Büro, wo mich eine Bibliothekarin vor Ort in ihre Arbeitsaufgaben einführte. Das hatte weniger etwas mit Büchern an sich zu tun (die "Bibliothek" dort war wirklich mini), sondern eher etwas mit Online-Informationsdiensten und Social Networks, die sie erstellt und pflegt, um verschiedene Personen Informationen zum Thema näher zu bringen oder Fragende an andere hilfreiche Stellen weiter zu vermitteln.

Den Nachmittag verbrachte ich dann in den Büros von Scottish TV (STV) und wurde dort mit der Bibliothek (bestehend aus archivierten Fernsehmitschnitten des Senders) vertraut gemacht. Ich bekam unter anderem einen näheren Einblick in das Katalogisieren von Filmstreifen (den halben Tag Nachrichten und Sendungen des vorherigen Tages ansehen um aufzuschreiben, was man sieht - was für ein Leben) und wurde auch darüber aufgeklärt, was passiert, wenn jemand eine Videosequenz nutzen möchte (Preise, Urheberrecht usw.).
Wie ihr seht, zwei ganz verschiedene Einrichtungen und um so glücklicher bin ich, diese kennengelernt zu haben. Wobei der Grundgedanke ja immer der gleiche ist: Medien und Informationen vermitteln.

Scottish TV